09.09.2010

Töffli - The Revival (a.k.a. Red Bull Alpenbrevet Report)

ACHTUNG: Die Bezeichnung "MOFA" wurde in diesem Artikel absichtlich durch das Synonym "TÖFFLI" ersetzt. Denn "TÖFFLI" ist die schweizerisch-übliche Bezeichnung für Mofa und wird generell zu wenig gebraucht.


Vier Herren der Schöpfung fanden am 4. September 2010 den Weg nach Meiringen. Mit dem Ziel vor Augen, 3 Pässe mit ihren Töfflis zu besteigen.
Frühmorgens gings dann auf um alle Boliden bei ihren Besitzern mit dem Teambus VW T2 zu holen. Darauf gings auf ins ruhige Meiringen, welches an jenem Wochenende zum Töffli-Mekka der Schweizer (und internationalen) Töffliwelt wurde.




Kaum waren wir überhaupt in sichtbarer Reichweite des Events, fuhren uns massenweise Töfflis jeglicher Generation und in jeglichem Zustand über den Weg. Die Freude war gross, denn wir konnten es kaum noch erwarten unsere Startnummer abzuholen und uns der Jury zu stellen.
Natürlich durfte das Rennstalllogo nicht fehlen (bzw. PEN15 le club). Ich habe eigenhändig ein Logo entworfen, von welchem wir haufenweise Sticker drucken liessen und unsere Boliden damit kennzeichneten.

Das Startfeld war fantastisch! 3 Startblöcke à 200 rauchende Töfflis wurden in Zeitabständen von 5 Minuten auf die Strecke losgelassen und liessen sich schon aus dem Weg durchs ländliche Meiringen von vielen begeisterten Zuschauern anfeuern.
Auch in den nächsten Ortschaften und überall am Strassenrand waren die Strassen stark von Zuschauern bevölkert, welche die Boliden durch ihr Dorf rasen sehen wollten. Gibts ja nicht alle Tage!
Ein weiterer Beweis wie fest verankert dass das Töffli in der Schweizer Kultur ist.



Von da an gings bergauf...
Weit rauf gings. Und lange gings bergauf. Es nahm kein Ende.
Denn noch vor dem ersten Passaufstieg musste mein Bolide mal heftig Druck ablassen und ich durfte eine geschlagene Stunde auf Ersatzbereifung warten. Auf keinen Fall liess ich mir den Willen nehmen, dieses Gebirge mit diesem fantastischen Gefährt zu erklimmen. Ich meine, wer kann schon behaupten, dass er 3 Pässe mit dem Mofa gemeistert hat? Seit diesem Wochenende ca. 550 Leute mehr als vorher...
Nachdem mein Reifen endlich eingetroffen war und ich meine Fahrt wieder fortsetzen konnte, denn das Feld war weit vor mir, kam ich nach einiger Zeit endlich an den Fuss des Grimselpasses, den ich zu erklimmen hatte.
Als ich dann oben ankam, war nicht etwa schönes Wetter. Nein, es herrschte beinahe eisige Kälte und dichter Nebel, welcher sich bei der Talfahrt bald wieder auflöste und auch die Temperaturen wieder steigen liess.

Von dort unten, dem kleinen Tal zwischen Grimsel und Furka, war ich wieder im Rennen. Denn dort war die Flickstelle, an welcher ich pompös vorbeigerast bin. Denn mein Gefährt funktionierte wieder einwandfrei.

Wenige Minuten später erklomm ich auch schon den Furkapass, welcher jedoch auf der Passhöhe wunderschönes Wetter und strahlende Sonne zu bieten hatte. Hier fand ich 2-3 Minuten Zeit mein Red Bull in den Rachen zu schütten um wieder zu neuer Energie zu kommen, während man mein Töffli tankte.

Ein Augenblick später.
Ich war schon wieder in vollem Tempo auf der Passabfahrt in Richtung Andermatt, welches noch einige Kilometer vor mir lag.
Der handgeschaltene 2-Gänger machte sich ausbezahlt. Vorallem bergab erreichte ich fabelhafte Spitzengeschwindigkeiten um das Feld auf jeder Art und Weise doch noch irgendwie aufholen zu können in all meiner Hoffnung.
So erreichte ich nach langer Talfahrt endlich die Ebene und fuhr Richtung Andermatt. Die dünne Luft der Pässe setzte dem Motor ein wenig zu, doch fuhr er konsequent auf Höchstleistung mit dem kampfbegeisterten Fahrer, welcher wieder weitere Gegner in reichbarer Nähe sichtete und beinahe mit der Nase auf dem Lenker lag.


Nun fand ich mich schon am Fusse des Sustenpasses, welcher sich als absolute Geduldsprobe herausstellte. 
Denn der Aufstieg war beinahe unendlich lang und auf der Passhöhe erwartete einen nur die Tankstelle, welche man im dichten Nebel kaum sah, und eine Dose Red Bull, welches ich wieder innert Sekunden hinunterspülte, denn die Zeit rann mir davon.
Im Unwissen, dass meine Teamkollegen bereits seit geraumer Zeit im Ziel angekommen sind und schon nach Unfällen auf der Strecke nachfragten und kurz vor der Vermisstmeldung waren, fuhr ich unbeirrt diesen verdammten Pass hoch. Immer mit dem Ziel, noch einen weiteren Mitfahrer zu überholen, oder mein Team wieder einzuholen.

Nach dem unendlich langen Aufstieg folgte eine beinahe gleich lange Abfahrt, bei welcher ich wohl einen neuen persönlichen Temporekord von ca. 75 km/h aufstellte (Leckt mich mit "auskuppeln verboten" ich riskier doch keinen Kolbenklemmer).
Jedenfalls zahlte es sich aus, mein Leben einer urzeitlichen Rücktrittbremse in die Hände zu legen. Die Abfahrt war ein persönlicher Höhepunkt meiner Tour (nach dem Platten). Ich war konkurrenzlos die ganze Abfahrt lang.
Nur hier und da überholte mich gelegentlich ein halbverrückter Motorradfahrer oder ein PKW.



Ziel in Sicht!


Dann kamen die letzten Kilometer. Ich kämpfte mir meiner Maschine um jede Sekunde und tat alles um vielleicht noch einen Platz nach vorne zu rücken. Noch in der Hoffnung, irgendwo meine Teamkollegen aufzutreffen, welche mich dann doch erst in der Zieleinfahrt erleichtert in Empfang nahmen und auch meine unbeschadete Einfahrt noch zu feiern wussten.


Nun, das ALPENBREVET ist bestanden! Habe es sogar schriftlich und mit Schweissband und kaputtem Reifen bestätigt und kann nun von mir behaupten: ICH FUHR DAS ALPENBREVET! Und ICH HABE MIT DEM TÖFFLI 3 PÄSSE BEZWUNGEN! 132 Kilometer eiserner Wille!

Dankend an das "PEN15 le club Racing Team", Stefan K , Urban F & Roman A., ihr seid spitze!


P.S.: Kleiner Videobeitrag von Red Bull hier.